Die Zahl scheint doch etwas besorgniserregend. Denn laut einem Bericht der Techniker Krankenkasse aus April 2020 leiden gut 54 Millionen Menschen in Deutschland unter regelmäßigen Kopfschmerzen. Das sind bei einer Bevölkerung von ca. 83 Millionen Einwohnern in 2020 gut 65 %. Die wenigsten wissen, warum sie dieses meist ungefährliche Nervengewitter in regelmäßigen Abständen heimsucht. Es gibt jedoch eine gute Nachricht: Kopfschmerzpatienten kann durch die fortschreitende Medizin und Forschung immer besser geholfen werden. Vorausgesetzt, man begibt sich in professionelle Obhut.
Ärzte bei Kopfschmerzen oft ratlos
Während man früher bei Migräne von einer Einbildung ausging, ist heute die Ursache insoweit klar. Hintergrund der Qual ist eine biologisch bedingte Funktionsstörung unseres Gehirns. Und wie bereits eingangs erwähnt leidet ein Großteil unserer Bevölkerung – doch Frauen häufiger als Männer. Wir sprachen mit Christoph P. (29), welcher mindestens ein Mal die Woche unter dem Nervengewitter litt. Die Attacken variierten. Mal traten sie blitzschnell auf, waren pochend bis stechend sogar. Es war kaum auszuhalten. Auf Arbeit war die Lichteinstrahlung hoch, was alles noch verschlimmerte. So gab es immer wieder Tage, an denen er zuhause bleiben musste – im abgedunkelten Zimmer.
Von Freunden und Arbeitskollegen hieß es immer wieder, das kommt von den Augen oder sei nur kurzweiliger Natur. Den richtigen Rat bekam er jedoch nie zu hören.
Laut einer Pressemitteilung der BARMER aus 2017 leiden tendenziell immer mehr junge Menschen unter Kopfschmerzen. Dabei konnte festgestellt werden, dass bei Menschen von 18 bis 27 Jahren zwischen den Jahren 2005 bis 2015 (10 Jahre) die Diagnose Kopfschmerz sich um 42 % noch erhöht hat. Ursächlich für die drastische Zunahme sei ein gesellschaftlicher Faktor: Der Druck unter jungen Leuten nehme stetig zu.
Nach dem Christoph nach langer Zeit seine Hausärztin konsultierte, verschrieb diese nur Tabletten wie Paracetamol oder Ibuprofen. Das bremste zwar die Symptome, aber nicht den Auslöser. Sein Zahnarzt hingegen zog einen Backenzahn in der Hoffnung, dass die entzündete Wurzel der Ursprung der lästigen Kopfschmerzen sei. Der Chiropraktiker versuchte es mit dem Einrenken eines Halswirbels, welcher angeblich ausgerenkt sei, auch das half leider nicht. Ein Neurologe verschrieb letztlich Triptane. Hierbei handelt es sich um gefäßverengende Medikamente zur Akutbehandlung von Migräne. Diese werden von manchen Ärzten geächtet, bringen jedoch den Serotonin-Haushalt im Gehirn wieder ins Gleichgewicht. Da sie auch den Blutdruck erhöhen, sind sie für gewisse Menschen nicht ungefährlich. Am Ende führte die Einnahme zur einer Linderung, die Häufigkeit der Attacken konnte nicht beeinflusst werden.
Sekundärer oder primärer Kopfschmerz?
Egal, ob es sich um einen sekundären oder primären Kopfschmerz handelt. In den allermeisten Fällen sind sie medizinisch gesehen keine Gefahr. Was wirklich den Schmerz verursacht, sind die Schmerzrezeptoren in den Blutgefäßen der Hirnhaut. Das Gehirn selber kann keinen Schmerz empfinden. Unter dessen sind der Wissenschaft mittlerweile 256 verschiedene Kopfschmerzarten bekannt. Dabei muss klar zwischen zwei Typen unterschieden werden: sekundärer und primärer Kopfschmerz.
Kopfschmerz-Typ | Beschreibung |
---|---|
primär | Beim diesem Typ ist der Kopfschmerz selbst die Erkrankung und wird nicht durch andere Beschwerden verursacht. Unterteilt wird nochmals in Spannungskopfschmerz, der am häufigsten vorkommt, und Migräne. |
sekundär | Dieser Typ tritt “sekundär” und damit nebensächlich auf. Der Schmerz ist nur ein Begleitsymptom, bei z. B. zu viel Alkoholgenuss, Wetterfühligkeit, Erkältung, Tumor oder Gefäßstörung. Insgesamt werden hier 8 Faktoren als ursächlich angesehen. |
Wenn man sich die beiden Typen ansieht, dann ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, im Laufe des Lebens sporadisch oder langfristig an Kopfschmerzen zu erkranken. Wichtig ist, richtig mit ihnen umzugehen. Treten Sie nur gelegentlich auf, so reicht auch die Einnahme einer Tablette, der Gang zum Arzt wäre unnötig. Problematisch wird es erst, wenn ein Rhythmus entsteht, sie regelmäßig auftreten. Dann sollte man richtig handeln. Laut den Zahlen der Stiftung Kopfschmerz leiden ca. 38 % der Bevölkerung gelegentlich an Spannungskopfschmerzen. Wobei wieder häufiger Frauen als Männer betroffen sind. Damit ist es gleichzeitig auch die häufigste Form. Nur ein Zehntel der Bevölkerung leidet hingegen an Migräne.
Nach einem langen Arbeitstag vor dem Computer, vor allem mit falscher Körperhaltung, steigt z. B. bei vielen Bürotätigen ein dumpfer Spannungsschmerz vom Nacken über den Kopf in Richtung Schläfen, Stirn oder Augen. Die Nackenmuskulatur ist heutzutage also mehr gefragt denn je. Bei nur sehr wenigen Menschen entwickelt sich hieraus später eine chronische Migräne.
Wie sich eine Migräne zum Spannungskopfschmerz unterscheidet
Zwischen beiden Formen kann man klar unterscheiden. Bei einer vorliegenden Migräne handelt es sich um einen Kopfschmerz, der eher plötzlich auftritt. Die Schmerzen sich stechend, pochend oder pulsierend. Ein Spannungskopfschmerz kommt mit der Zeit und nicht anfallsartig. Zudem gibt es bei einer Migräne in vielen Fällen Begleiterscheinungen wie Schwindel, Übelkeit, Lärm- und Lichtempfindlichkeit. Nehmen die Kopfschmerzen bei Bewegung noch zu? Dann handelt es sich mit hoher Sicherheit um Migräne. Zudem sucht man verstärkt dunkle Räume auf. Spannungskopfschmerzen lassen eher nach bei Bewegung, da die Muskulatur mehr durchblutet wird. Verspannungen treten in erster Linie im Nacken auf, weil die Haltung vieler Menschen mit Sitzhaltung falsch ist. Daher gilt es, diese zu optimieren, um in der Folge unangenehme Spannungskopfschmerzen zu vermeiden.
Migräne | Spannungskopfschmerz |
---|---|
|
|
Migräne teils erblich bedingt
Als wissenschaftlich bestätigt gilt, dass Menschen eine Migräne zu etwa 50 % vererben an einen Verwandten ersten Grades (Eltern, Sohn/Tochter). Einige Studien sprechen davon, dass sogar 2/3 der Migränepatienten familiär vorbelastet seien. Das bedeutet schlichtweg, dass die Erkrankung fest im Erbgut verankert ist und man sie nicht einfach “abschütteln” kann. Darüber hinaus konnte die Wissenschaft in Erfahrung bringen, dass die Gehirne von Migränikern Reize anders verarbeiten. Einfach gesagt, stünden sie ständig unter “Hochspannung”. Die Nerven sind also sehr sensibel und reagieren entsprechend zu schnell und impulsiv. In der Folge entstehen Entzündungsreaktionen und damit Migräneanfälle.
Kopfschmerzen: Aussicht auf Heilung
Bislang haben Forscher noch kein Wundermittel gegen Kopfschmerzen, insbesondere Migräne gefunden, aber die Aussicht auf Heilung wächst stetig. Auch Cluster-Kopfschmerzen, welche starke Schmerzen verursachen und meist nur eine Gesichtshälfte betreffen, sind immer besser behandelbar laut vieler Neurologen. Natürlich setzt das voraus, dass man sich auch in ärztliche Obhut begibt, um der Erkrankung auf den Grund zu gehen. In einem Kopfschmerzzentrum geht man dem Problem professionell auf den Grund. Es wird eine geeignete Therapie entwickelt, in welcher ökonomische, biologische und auch psychosoziale Bedingungen eruiert werden.
Wichtig: Der Betroffene muss stets gut mitarbeiten, um sein Kopfschmerzen in den Griff zu bekommen. Man muss Schmerzkalender führen und sich der medikamentösen oder nicht-medikamentösen Behandlung aufgeschlossen gegenüber zeigen. Umstellungen in bei der Ernährung, Entspannungsübungen oder physikalische Therapien (Wärme, Kälte, Licht etc.) werden gleichsam durchgeführt. Diese therapieübergreifende Vorgehensweise bewirkt bei einer Mehrheit eine deutliche Verbesserung. Darüber hinaus sei es elementar, Stress gezielt zu vermeiden, regelmäßig Ausdauersport zu betreiben und einen geregelten Schlafrhythmus zu haben. Die Änderung des eigenen Lebensstils hat große Aussicht auf Erfolg und langfristige Heilung!
- Ausdauersport treiben
- Stress vermeiden
- gesunden Schlafrhythmus finden
Quellen
- www.tk.de
- www.stiftung-kopfschmerz.de/kopfschmerzinfos/kopfschmerz-in-zahlen/